Témé Tan ist ein Weltenbummler. Der mehrsprachige, vielseitig begabte belgisch-kongolesische Künstler beherrscht mehrere Instrumente und bleibt dennoch ein bodenständiger, einsamer Nomade. Porträt eines Künstlers in mehrfacher Hinsicht, anhand eine Geschichte, die von Austausch und Weitergabe geprägt ist.²²
Titelbild : Pauline Miko
Artikel bilder : Lieve Shukrani Simoens
Sonnenbrillen : Kinto 4265
Interview geführt von Kinto
OHAYO TEME TAN !
Nachdem er gemeinsam mit Veence Hanao, Fou Detective sowie Carl et les hommes-boîtes auf der Bühne gestanden und im Studio zusammengearbeitet hatte, leitete Témé Tan in Japan mit der Veröffentlichung seines gleichnamigen Albums den Beginn seiner Solokarriere ein. Ein neues Abenteuer, das durch den Einfluss der japanischen Sprache auf seinem Künstlernamen gekennzeichnet ist: Té bedeutet Hand, Mé Augen (und Tan steht für Tanguy). „Témé Tan“, ein Name, der für die grenzenlose Aufgeschlossenheit einer reiselustigen Seele steht, die sowohl von Begegnungen als auch von neuen Landschaften lebt:
„Schon als Kind pendelte ich zwischen dem Kongo und Belgien. Durch mein Literaturstudium hatte ich dann die Möglichkeit, in Spanien zu leben. In Granada habe ich Menschen aus der ganzen Welt getroffen. Das Reisen ist für mich noch immer eine große Quelle der Inspiration. “
Der in Kinshasa geborene Künstler lebt mittlerweile in Brüssel und hat seine Abenteuerlust auch durch seine Reisen u.a. nach Brasilien, Norwegen, Peru, Guatemala, Honduras und Guinea gestillt.
Seine Lieder schreibt der Singer-Songwriter unterwegs, an anderen Orten: im Flugzeug, im Zug, im Boot, hoch oben auf einem Wolkenkratzer oder in einem Wald, in dem er sich die Zeit nimmt, sich zu verlaufen.
„Guten Tag Témé Tan!“ auf Japanisch.
ZEITLOSER NOMADE
Témé Tan zeigte schon sehr früh seinen Einfallsreichtum, als er sich allein mit seinem Koffer und seinem Rucksack auf den Weg zu seinen Auftritten machte. Nach und nach perfektionierte er im Laufe seiner Reisen sein Know-how als Autodidakt. Für die Clips „Sè Zwa Zo” und „Coups de griffe” setzte er sich beispielsweise ohne die technische Unterstützung eines Teams vor seiner kleinen Kamera selbst in Szene.
Es sei darauf hingewiesen, dass dieser Allrounder alleine unterwegs ist, was sein spontanes Handeln erklärt. Und wenn ihm eine Note oder eine Melodie in den Kopf kommen, hält er diese mithilfe des Mikrofons seines Laptops oder seines Diktiergeräts fest (das ursprünglich dazu gedacht war, seine Unterrichtsinhalte an der Université Libre de Bruxelles (ULB) aufzuzeichnen).
«„Auch wenn ich so gut wie kein Geld habe, gebe ich den Leuten einen direkten Zugang zu dem, was in meinem Kopf vor sich geht. Dabei lasse ich gegenüber Leuten, die meine Vision zu schätzen wissen, die Deckung etwas weiter herunter. Das ermöglicht es mir auch, im Schaffensprozess noch spontaner zu sein. “
GEOGRAFISCHEN POP
Sein erstes Album „Témé Tan” (PIAS, 2017) ist musikalisch gesehen sehr mitreißend. Inhaltlich werden repräsentative, aktuelle Themen angesprochen. Es geht unter anderem um Migration (Matiti), Umweltbelange (Ouvrir la cage) oder familiäre Bindungen (Améthys). Abgesehen von afrikanischem Groove, elektronischer Musik, Pop und Slam ist seine Musik ein Reisetagebuch, dem keine Klassifizierung gerecht wird, weil es so persönlich ist. Der Künstler vertraut uns dazu an, dass er dabei Trick gefunden hat, indem er seine Musik als Geografischen Pop bezeichnet:
„Den Begriff habe ich mir bei Frànçois und seinen Atlas Mountains ausgeliehen. Das Wort „World Music“ ist zu weitläufig wenn man sich einmal bewusst macht, dass damit alle nicht-westliche Musik gemeint ist. „Geografischer Pop“, das ist Musik, die sich vom Umherwandern und von Begegnungen auf der ganzen Welt inspirieren lässt. “
Trotz dieser vielen Einflüsse ist dennoch eine klare Identität erkennbar: Die CD bietet eine mitreißende, tanzbare Musikmischung, die gleichzeitig grundlegende Fragen aufwirft, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Das persönliche Werk mit universellem Potential von Témé Tan, seine Musik, beleuchtet unterschiedliche Aspekte des Lebens.
BÜHNENPRÄSENZ
Vor Publikum veranschaulicht der Sänger seine Weltanschauung am besten: Jeder seiner öffentlichen Auftritte auf der Bühne erregt Aufmerksamkeit. Der Sänger hat eine beeindruckende Bühnenpräsenz und agiert mit größter Selbstverständlichkeit vor seinen Zuschauern. Außerdem ist die Bühne vielleicht der einzige Ort, den dieser bemerkenswerte Nomade regelmäßig aufsuchen wird.